Perspektivisch, aber auch malerisch spiegeln sich hier private Momente subtiler Großzügigkeit: Gary Hoopengardners Bilder sind wie authentische Zeitzeugen, jedes seiner Ölgemälde ist wie ein lebendiges Wesen — sie blicken einen an und fordern heraus. Im Geiste fühlte er sich verbunden mit Bacon und Kitaj: »We are the artists who channel mankind’s beauty and confusion. It rips through our stomachs and has done so since we were small children. We didn’t have a choice.«
Alles fließt ineinander, Grenzen verwischen, und doch sind die Abbildungen greifbar, manifestieren zugleich Intimität und Distanz. Material — Experiment — Fixierung — Zerstörung — Neuaufbau: Alle Prozesse des Materialisierens hat Gary fast ausnahmslos wieder aufgebrochen, das Leinen gerissen — ohne jedoch das zuvor Bildgewordene zu negieren.
Von Erinnerungen bis hin zur (Selbst-)Auslöschung, wieder und wieder Aktionen auf den Leinwänden, Transformation. Jedes Bild rief abermals viele andere hervor, erhielt Narben und Risse, weil er im Malen, in der Selbstwahrnehmung, immerzu kritisch, suchend, zweifelnd war. Unaufhörlich brachte er sich an innere Orte, wie es nur jemand vermag, der sich so sehr ›selbst‹ malt.
Horizonterweiterung und Zerstörung waren für Gary treibende Elemente, die immer wieder Neues hervorbrachten. Seine Persönlichkeit war von enormer Geschwindigkeit und sein Malstil sehnsüchtig, so, als wolle er die Vergangenheit verändern und zugleich unser aller Zukunft neu schreiben: »[…] Now take a moment and think on your family, the streets and shores where you live and from that base find the moments that makes you angry, the funny shenanigans, religious doctrines, the human- ness, the now. […] Don’t let us go to waste. Don’t let the humans of the future wonder, what happened and why is the essence missing. […] The story is still ours — all living creatures.« Gary 2017 Berlin, 22.11.2018 Jana M. Noritsch